Daten zum lebensgeschichtlichen Interview

Name der Interviewten: Paula Bauer

Aufnahmedatum: 22. Oktober 1990

geführt von: Wolf-Dieter Krämer, Jupp Schmitt

Dauer: 93 Minuten

Transkription: vorhanden, 47 Blatt

Signatur: AdMAB, Slg. Zeitzeugen, Interview Paula Bauer

Inhalt

Persönliche Daten

Paula Bauer (geb. Maul), geboren am 13.11.1927 in München;
1952 Heirat; 1 Tochter; 1 Enkeltochter;

1945-1987 Schreibkraft bei den Dachauer Gewerkschaften;

Elternhaus, Kindheit, Jugend

Mutter arbeitete als Kassiererin; 1948 Eintritt in Gewerkschaft Nahrung und Genuss;

Vater war Zementeur und Eisenflechter; Arbeitete stets in München; Vor 1933 im Bauarbeiterverband organisiert; Musste zur Organisation Todt“ einrücken; 1944 in Russland von Partisanen erschossen;

Kindheit Bauers in Dachau;

Volksschule; Riemerschmidt-Handelsschule; 1944 Sonderprüfung;

Am 2. Januar 1945 musste Bauer zu Gebirgsjägern in Mittelwald als Stabshelferin einrücken; Ende April 1945 Rückkehr nach Dachau;

Tätigkeit für die Dachauer Gewerkschaften ab 1945

Zunächst landwirtschaftliche Arbeit auf den Feldern des Pollnhofs;

Bildung des Antifaschistischen Ausschusses in Dachau unmittelbar nach Kriegsende; Beteiligte: Sirius Eberle (Vorsitzender); Jakob Schmid; Ernst Moosrainer; Xaver Winter (Geschäftsführer); Fellner;
Versuche, das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen; Holz- und Torfaktion;

Juli bis Ende Oktober 1945 Arbeit Bauers als Schreibkraft beim Antifa-Ausschuss;

Oktober 1945 Gründung der Dachauer (Einzel-)Gewerkschaften und der Einheitsgewerkschaft Dachau; Maßgebliche Initiatoren: Jakob Schmid; Alois Seitz; Xaver Winter;

Ab 1. Nov. 1945 Tätigkeit Bauers als Schreibkraft bei den Dachauer Gewerkschaften; Später Beitritt der Gewerkschaften zum BGB sowie DGB;
Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden Jakob Schmid, Gabriel Schaller, Hans Deichl;

Mehrmaliger Umzug der Dachauer Gewerkschaften nach 1945: Zunächst Räume im Rückgebäude des Kochwirts; Dann Räume im Gebäude der Ortskrankenkasse, Ludwig-Thoma-Straße (?); Dann Altherr-Anwesen (bei Rathaus);
Dann Nutzung von Räumlichkeiten im „alten“ Gewerkschaftsheim (Hintergrund: Zwischenzeitlich war gewerkschaftliches Vermögen aus Zeit von vor 1933 zurückgegeben worden; Dachauer Gewerkschaften erhielten auch Grundstück mit ehemaligem Gewerkschaftsheim, in dem inzwischen der „Stadtkeller“ untergebracht war, zurück);
Schließlich Bezug von Räumlichkeiten im 1954 erbauten DGB-Jugendheim in Dachau;

Freizeitaktivitäten der Gewerkschaftsjugend: Fahrten in Zeltlager; Spiele; Aufführen von Theaterstücken;

Aktionen der DGB-Jugend;

Streik für Betriebsverfassungsgesetz 1952: Dachauer Gewerkschafter fuhren mit Bussen nach München; Enttäuschung über unbefriedigenden Ausgang;

Streik/Metallarbeiterstreik 1954 in Dachau: Streiklokal im DGB-Jugendheim; Streikführer Benni Gstettner; Selbst kleinste Betriebe bestreikt; Kosten daher für die Gewerkschaften sehr hoch; Lehre aus diesem Streik lautete, dass künftig nicht jeder kleine Betrieb bestreikt werden könne, sondern „Schwerpunktstreiks“ initiiert werden müssten;

Gewerkschaftliche Aufgaben der Nachkriegszeit: Mitgliederwerbung; Arbeits- und Rechtsberatung; Vertretung bei Arbeitsgerichtsprozessen;

Erstes „Gautschfest“ vor dem Dachauer Rathaus; Großes Ereignis mit historischen Kostümen; Wurde später nicht fortgeführt;

Aktionen, Versammlungen und Diskussionen des DGB-Dachau zur Wiederbewaffnung 1956;

Proteste zum Wohnungsbau; Kritik an Praxis der Vergabe von Sozialwohnungen;

Ankunft der Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten; Eintreffen eines ersten Transportes mit sudetendeutschen Antifaschisten;

Währungsreform;

Antikriegstag am 1. September; Interessierte Gewerkschafter fuhren nach München zur Kundgebung im Zirkus Krone; Kaum örtliche Veranstaltungen;

Ausführungen über einzelne Personen:
Hermann Hahn; Benni [Gstettner?], Dieter Moser; Herbert Zahle; Gerd Kummet; Klaus Pohl (fungierten allesamt in Gewerkschaftsjugend als Jugendleiter);

Ossiander; Heinrich Bloch; Stefan Stegmann; Jakob Schmid; Josef Dürr; Georg Weinsteiger (Holzgewerkschaft);

Alois Seitz (KPD, Wechsel zur SPD, Leiter der Rechtsstelle der Dachauer Gewerkschaften/des DGB-Dachau; Später Organisationsleiter beim DGB-Kreis München; Zweiter Vorsitzender des DGB-Landesbezirk Bayern);

Josef Renner (Betriebsrat in Papierfabrik); Jak Gitterer (IG Bau-Steine-Erden); Xaver Winter;

Hans Göttler (Post); Kurt Göttler (Redakteur bei Münchner Merkur); Engelhardt; Anton Kottmeier; Peter Neumeier; Hans Heiß;

Angaben zu Firmen und Fabriken der Nachkriegszeit: Papierfabrik; Schokoladenfabrik; Nudelfabrik; Lederfabrik; Sulida Strumpffabrik/Firma Bardtke & Scherer (Ausführungen zum Konkurs der Firma);

Sonstiges

Episode über Motorrad des Vaters: Erwerb eines Sachs-Motorrads durch Vater kurz vor 1933; Nachdem Vater im Krieg gefallen war, kamen Angehörige des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), um Motorrad zu requirieren; Verweigerung der Herausgabe durch Mutter; Später Tausch gegen Lebensmittel, Schreibmaschine und Uhren;

Ausführungen über Gewerkschaften vor 1933: Kauf eines Grundstücks durch Dachauer Gewerkschaften in den 1920er Jahren (Grundstück erstreckte sich von Brunngartenstraße bis zur Amper); Anbau einer Turnhalle;

Vereinsheim der Freien Turnerschaft in Mitterndorf, Postsportheim;

Verhältnis der Gewerkschaften zu den Naturfreunden;

Ehemaliger Arbeitersportverein;

Städtepartnerschaft zwischen Dachau und Klagenfurt; Austausch und gegenseitige Besuche von Dachauer und Klagenfurter Gewerkschaftern;

Tagespolitische Themen: Stimmverluste der SPD; Erstarken der Republikaner;