Daten zum lebensgeschichtlichen Interview
Name der Interviewten: Centa Herker-Beimler
Aufnahmedatum: 25.04.1991
geführt von: Wolfgang Peschel
Dauer: 192 Minuten
Transkription: vorhanden, 41 Blatt
Signatur: AdMAB,
Slg. Zeitzeugen, Interview Centa Herker-Beimler
Inhalt
Elternhaus, Kindheit, Jugend
Kreszenz „Centa“ Herker-Beimler (geb. Dengler), geboren am 12.03.1909 in München;
Mutter: Therese Dengler, geb. Neth (1870-1953);
Vater: Josef Dengler (1871-1935); Gewerkschaftlich organisiert im Bauarbeiterverband; Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD); Arbeitsunfall; Geringe Unfallrente;
1 Schwester; Arbeitete später als Verkäuferin im Konsumverein;
Wohnung in Schleißheimer Straße;
Freizeitaktivitäten als Jugendliche (Fahrradtouren zu Seen der Umgebung);
Volksschule (8 Jahre, häufige Schulwechsel); Kaufmännische Vorbildungsschule (2 Jahre);
1925 Eintritt in Kommunistischen Jugendverband (KJV) in Schwabing;
Politische Aktionen, um weiterem Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung entgegenzuwirken; Besuch von Naziversammlungen, um dort die eigenen politischen Anschauungen darzustellen (Bspw. Naziversammlung im Löwenbräukeller; Schlägerei; Verhaftungen und Strafverfahren);
Verteilung von Flugblättern; Teilnahme an Aufmärschen und Maiveranstaltungen;
Politische Fortbildung in Abendkursen;
Arbeitsplatz (Büroarbeiten, Buchhaltung) in Rechtsanwaltskanzlei in München;
In dieser Zeit im Zentralverband für Angestellte gewerkschaftlich organisiert;
Parteiarbeit vor 1933
1927 Eintritt in KPD;
1928 für einige Monate Arbeit in Redaktion der kommunistischen Zeitung „Die neue Zeit“;
Kurzzeitig Arbeit für die Rote Hilfe;
Hauptamtliche Tätigkeit im Büro der KPD Bayerns (Theklastraße); Erledigung aller Büroarbeiten; Versorgung der rund 300 KPD-Ortsgruppen mit Materialen für Wahlen;
Erste Begegnung mit Hans Beimler, nachdem er von Reise der 1. Arbeiterdelegation in die Sowjetunion zurückgekehrt war; Später nähere Bekanntschaft zu Beimler im Rahmen der Parteiarbeit im KPD-Büro; 1928 Suizid der Ehefrau Beimlers; Versorgung der beiden Kinder Beimlers durch Centa Herker-Beimler; Beziehung zu Hans Beimler;
Versetzung Hans Beimlers für Parteiarbeit nach Augsburg;
Mai 1929 Umzug Herker-Beimlers nach Augsburg; Arbeit bei kommunistischer Organisation für Kriegsbeschädigte;
1930 Heirat mit Hans Beimler;
1932 Rückkehr der Familie Beimler nach München; Wahl Hans Beimlers in Landtag und 1932 in Reichstag;
Verhaftung und Internierung
Anfang März 1933 Warnung durch Angehörigen der Feldmochinger Polizei vor bevorstehender Verhaftung; „Untertauchen“ und Bezug eines Gartenhauses in einer Gartenkolonie in Großhadern als Versteck; Unterbringung der Kinder bei den Eltern Herker-Beimlers; Illegale Arbeit sowie illegale Treffen;
11.04.1933 Verhaftung Hans Beimlers nach Denunziation durch Genossen; Überführung ins KZ Dachau;
28.04.1933 Verhaftung Herker-Beimlers; Haft in Gefängnis Ettstraße; 1933 bis 1936 Schutzhaft in Stadelheim; Verhöre (v.a. nach der Flucht Hans Beimlers aus KZ Dachau);
Haftalltag und -erlebnisse: Bekanntschaft zu Rosa Aschenbrenner, Berta Stiegler und Gerda Rüschütz; Suizid einer Mitgefangenen; Sehr schlechte Verpflegung; Einzelhaft und Gemeinschaftszellen; Spitzel; Tagesablauf in Haft; Solidarität unter politischen weiblichen Häftlingen; 1935 wurde Herker-Beimler die Teilnahme an Bestattung des Vaters wegen angeblicher Fluchtgefahr verweigert;
1936 Überführung ins Frauenlager Moringen; Feb. 1937 Entlassung, nachdem der Ehemann Hans Beimler am 1.12.1936 im Spanischen Bürgerkrieg gefallen war; Rückkehr nach München;
Arbeit bei der „Oberbayerischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau“ ab 1937
1937 Arbeitsplatz in der Verwaltung der „Oberbayerischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau“ („Oberkohle“) mit Sitz am Maximiliansplatz in München;
Kollegiales Arbeitsumfeld (keine fanatischen Nazis im Betrieb); Dennoch 1938 berufliche Benachteiligung aufgrund der Gegnerschaft zum Nationalsozialismus;
Weitere Verfolgungsmaßnahmen durch Nationalsozialisten
1939 Verhaftung nach Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller; 4 Wochen Haft in Stadelheim;
1942 erneute Verhaftung; 7 Monate Haft bei Gestapo und in Stadelheim; Haftbedingungen hatten sich weiter verschlechtert; Ausführungen über Gefangene, die hingerichtet werden sollten; Prozess; Entlassung im November 1942;
Umzug nach Penzberg
Nach Luftangriffen auf München Verlegung der gesamten Verwaltung der „Oberbayerischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau“ nach Penzberg; Umzug nach Penzberg;
Wochenendausflüge in die Berge um Penzberg (Benediktenwand);
Kriegsende und unmittelbare Nachkriegszeit in Penzberg
28. April 1945 Blutbad in Penzberg; 30. April 1945 Ankunft amerikanischer Streitkräfte;
Bis 31.12.1945 Arbeit bei der „Oberkohle“; Auflösungserscheinungen im Betrieb; Beide Direktoren waren weg; Oberingenieur hatte Geschäftsleitung übernommen;
Heirat mit Hans Herker
August 1945 Heirat mit Hans Herker (Die Beiden hatten sich 1942 während der Haft bei Gestapo München kennengelernt);
München nach 1945
Ende 1945 Rückkehr nach München; Zuweisung einer beschädigten Wohnung in der Belgradstraße;
Hans Herker war ebenfalls Mitglied in KPD; Parteiarbeit in Schwabing;
Tätigkeit Herker-Beimlers als Funktionärin der KPD (Frauen- und Kinderbetreuung);
1947 Eintritt in Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN);
1948 Geburt der Tochter Christa;
Tätigkeit für die VVN (Herker-Beimler war insbesondere im Bereich Wiedergutmachung tätig; Kreisvorsitzende; Mitglied des Landesvorstands; Kassierin);
1956 Verbot der KPD; Abwandern vieler Parteimitglieder; 1968 Gründung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)
1964 Tod des Ehemanns Hans Herker;
Kontakte zu ehemaligen Haftgenossinnen; Treffen der Lagergemeinschaft Ravensbrück;