Daten zum lebensgeschichtlichen Interview

Name des Interviewten: Hans Schürer

Aufnahmedatum: 11.12.1991

geführt von: Ludwig Eiber

Dauer:

Transkription: vorhanden, 27 Blatt

Signatur: AdMAB, Slg. Zeitzeugen, Interview Hans Schürer

Inhalt

Elternhaus und Kindheit

Hans Schürer, geb. 24. November 1911 in München,

Vater zog um 1900 von Böhmen nach München; Gelernter Schuster, arbeitete aber als Porzellandreher in Porzellanmanufaktur Nymphenburg;
SPD-Mitglied; Gewerkschaftsmitglied; Befreundet mit Gewerkschaftsführer Gustav Schiefer;
Mitgliedschaft in von Gewerkschaft organisierten Theatergemeinde sowie in Arbeitergesangverein;

Mutter stammte aus dem Chiemgau; Hatte als Köchin in München-Nymphenburg gearbeitet; später Hausfrau;

Mitgliedschaft der Eltern im Konsumverein;

Mehrere Geschwister;

Alltag der Arbeiterfamilie: Essensgewohnheiten; Rolle der Mutter; Haushalt;

Wohnverhältnisse: Zunächst Altbauwohnung ohne Elektrizität; Während des Zweiten Weltkrieges Umzug in Neubauwohnung;

Frühe Kindheitserinnerungen: Entbehrungen, insbesondere gegen Ende des Ersten Weltkrieges; Abonnement der „Münchener Post“ vom Vater;

Schulzeit

Hans Schürer besuchte die Volksschule Nymphenburg; Gute Noten im Fach „Zeichnen“; 1926 Beendigung der Schule; Wunsch, Kunstmaler zu werden; Wegen der Höhe der Gebühren keine Möglichkeit, Kunstakademie zu besuchen;

Ausbildung und berufliche Tätigkeit

1926 Lehre als Lithograph bei der Firma Graphische Kunstanstalt Brend’amour; 4 Jahre Lehrzeit; Geringes Verdienst; Großteil musste aufgrund des schlechten Einkommens des Vaters zuhause abgegeben werden;

1930 Arbeitslosigkeit; Gelegenheitsarbeit als Dekorationsmaler bei Bekannten u. Verwandten;

Derzeit bei Gewerkschaftsjugend; Bekanntschaft zu Heinzinger (organisierte nach 1945 die frei schaffenden Künstler);

1932 Arbeitsplatz bei Firma Asakra (?); Dort ca. 1 Jahr beschäftigt;
Dann Beschäftigung bei Druckerei Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn; Ausführungen über Verleger Müller; Moderne maschinelle Ausstattung des Betriebes; Damals rd. 500 Mitarbeiter; Druck von Zeitungen u. Zeitschriften, darunter auch die Parteizeitung der NSDAP, Völkischer Beobachter, ferner Illustrierter Beobachter  oder Landzeitung;

Interesse für Fotografie

Kam als Jugendlicher erstmals mit Fotografie in Berührung; Bekam zur Firmung sog. Starenkasten als Geschenk; Schürer fotografierte insbes. Ortschaften, Städte, Landschaften, Menschen;

Verkauf von Fotos gegen Honorar; Mit diesen Einnahmen Vervollständigung der Fotoausrüstung;
Anfertigen von Reportagen und Lichtbildvorträgen;

Einberufung zur Wehrmacht und Einsatz bei einer Propagandakompanie

1940 zur Wehrmacht eingezogen; Funker; Besatzungssoldat in Frankreich; Versetzung nach Warschau;

Freiwillige Meldung zur Propaganda-Kompanie; Mit Propaganda-Kompanie Teilnahme am Russlandfeldzug; Lieferte Fotos mit dazugehörigen Berichten; Ernennung zum Sonderberichterstatter der Wehrmacht; Einsatz an Krim u. in Karpaten;
Gegen Kriegsende nach Berlin beordert; Ende April 1945 Rückkehr nach München;

Schürer konnte tausende Aufnahmen, die er während seines Einsatzes bei der Propagandakompanie angefertigt hatte, mit Feldpostpäckchen zu Bekannten u. Verwandten schicken; Aufnahmen bleiben erhalten;

Tätigkeit als Fotograf in der Nachkriegszeit

Kaum nach München zurückgekehrt, ging Schürer bereits wieder auf „Foto-Pirsch“; Verkauf von Fotomaterial an das Stadtarchiv München;

Schürer fotografierte in der Nachkriegszeit verschiedene Bereiche, unter anderem Personen des öffentlichen Lebens, Mode, Sport- und Kulturveranstaltungen, Ortschaften, zerstörte Gebäude und Straßenzüge, besondere Ereignisse oder politische Veranstaltungen ( bspw. 1. Mai-Kundgebungen);

In 1950er Jahren Übernahme von Fotoaufträgen zur Illustration von Zeitschriften u. Magazinen; Zusammenarbeit mit Fraund-Verlag (?);

Freundschaft zu jüdischer Familie

Erinnerung an jüdische Familie, die während Schürers Kindheit in Nachbarschaft lebte; Freundschaft zu Kindern der Familie; Umzug der Familie in eine Villa am Waldfriedhof; Enteignung im Verlauf der NS-Herrschaft; 1938/39 Flucht aus dem Deutschen Reich; Israel;

Trotz hoher Risiken versuchte Schürer den Briefkontakt mit der Familie aufrechtzuerhalten; Briefe wurden aber nicht weitergeleitet;

Nach dem Krieg regelmäßige Besuche der Familie bei Schürer; Berufliche/geschäftliche Beziehungen zu Schürers Bruder;

Heirat

Schürer hatte noch während des Krieges seine künftige Ehefrau in der Nähe Saarbrückens kennengelernt; Briefkontakt;
Schwierigkeiten, in die französische Besatzungszone zu gelangen;
1946 Heirat;
Geburt des Sohnes und der Tochter;