Daten zum lebensgeschichtlichen Interview
Name der Interviewten: Euga Uftring
Aufnahmedatum: 10. Juli 1993
geführt von: Christoph Spehr
Transkription: vorhanden, 18 Blatt
Signatur: AdMAB,
Slg. Zeitzeugen, Interview Euga Uftring
Inhalt
Kindheit und Schulzeit
Katholische, kinderreiche Familie;
1933 Umzug nach München nach Pensionierung des Vaters; Wohnhaft in Verdistraße;
Besuch des „Instituts der Englischen Fräulein“;
Verweigerung des Eintritts in den Bund Deutscher Mädel (BDM); Dabei Unterstützung durch Mutter;
Mitgliedschaft beim Heliand-Bund;
Berufliche und religiöse Tätigkeit
Zunächst keine Lehrstelle aufgrund der Verweigerung des Engagements beim BDM; Aushilfstätigkeit bei Versandverlag (geringes Verdienst);
Bekannter stellte in Aussicht, Uftring Arbeitsplatz mit gutem Verdienst zu vermitteln; Voraussetzung wäre allerdings auch hier Bescheinigung über Zugehörigkeit zum BDM gewesen; Uftring blieb standhaft und mied weiterhin BDM;
Verbot der Zusammenkunft christlicher Jugendvereine im Verlauf der NS-Herrschaft; Illegale Treffen und Gruppenstunden der jungen Frauen des Heliand-Bundes im Elternhaus; Gefahr, dass die Treffen von nationalsozialistischen Nachbarn beobachtet und denunziert würden;
Für 1 Jahr Arbeitsplatz als Bürokraft in Kunstdruckerei in Oberammergau; Wohnhaft in Oberammergau; Rückkehr nach München;
Arbeit bei Staatsanwaltschaft München (ca. 1937/38 bis 1943)
Ca. 1937/38 Bewerbung bei Staatsanwaltschaft München I; (Eignungs-)Prüfung; Einstellung, ohne dass Bescheinigung über Zugehörigkeit zum BDM verlangt wurde;
Erfahrungen aus der Tätigkeit bei Staatsanwaltschaft München: Gerechtigkeits-Empfinden sei bei vielen Juristen noch vorhanden gewesen; Kampf zwischen Justiz und der Partei/den Nationalsozialisten;
Zunächst Tätigkeit in der Kanzlei, dann Wechsel zum Sondergericht München; Dort Vorbereitung/Bearbeitung der Anklagen gegen Pfarrer;
Gemeinsam mit einem Staatsanwalt Bemühungen Uftrings, Pfarrer möglichst vor juristischer Verfolgung zu schützen; Ablauf: Sammeln großer Stöße mit Akten zu verschiedenen Beschuldigten; Alle Verfahren konnten durch Staatsanwalt nicht eingestellt werden, ohne dass dies Konsequenzen gehabt hätte; Daher: Einstellung der Verfahren gegen Pfarrer, Anordnung der Verfahren gegen Kommunisten; Dieses Vorgehen entsprach der streng katholischen Erziehung Uftrings und wurde von ihr zu dieser Zeit nicht reflektiert;
Verfahren gegen Pater Rupert Mayer; Verfahren gegen Pfarrer Muhler;
Exkurs: Vorwürfe Muhlers gegen Kardinal Faulhaber;
Ausführungen über Verfahren gegen die Geschwister Scholl;
Spielräume der Staatsanwälte wurden im Laufe der NS-Herrschaft immer geringer;
1943 Beendigung der Arbeit bei Staatsanwaltschaft München wegen Schwangerschaft;
Treffen des Heliand-Bundes während der NS-Herrschaft
Treffen der Mitglieder des Heliand-Bundes trotz des Verbotes in München; Vorträge in Kirchen; Im Zentrum standen Religiosität, Treue zur Kirche, Disziplin oder geistige Bildung, hingegen wurden Themen wie Solidarität, Brüderlichkeit oder Menschlichkeit nicht thematisiert;
Heirat
1942 Heirat; Ehemann musste einrücken und fiel 1943 bei Kiew;
Berufliche Tätigkeit nach 1945
Heimarbeit;
Arbeit bei der katholischen Nachrichtenagentur; Interner Einblick ins Ordinariat; Keine ‚katholischen Atmosphäre‘; Dort Festhalten an alten und festgefahrenen Vorstellungen (kein Interesse an Erneuerung); Enttäuschung Uftrings über Haltung der katholischen Kirche;
Religiöses und gesellschaftspolitisches Engagement in der Nachkriegszeit
Hoffnung auf christlicheres Deutschland, mehr Gerechtigkeit sowie Erneuerung der Kirche;
Große Erwartungen auf Kirche und christliche Partei/CSU gesetzt;
Rasch Erkenntnis, dass andere politische Vorstellungen dem christlichen Ideal näher kommen als die Vorstellungen der christlichen Partei; Zuwendung zur SPD;
Hinwendung Uftrings zur entstehenden „Katholischen Jungen Mannschaft“; Große Gruppe in Obermenzing; Beschäftigung zunächst mit religiösen Themen, dann stärker mit Politik; „Katholische Junge Mannschaft“ hatte großen Anteil, dass sich Uftring und andere Gruppenmitglieder von alten Vorstellungen, die sie von der Kirche mitbekommen hatten, lösten;
Aktivitäten der „Katholischen Jungen Mannschaft“: Politische Tagungen und Zusammenkünften;
Bedeutung der sogenannten Werkhefte (hrsg. von Gerd Hirschauer);
Konflikte zwischen „Katholischer Junger Mannschaft“ und etablierter katholischer Kirche: Großes Engagement der einzelnen Gruppen der
„Katholischen Jungen Mannschaft“ in ihren Kirchengemeinden; Im Anschluss wurden sie aus den Gemeinden wieder hinausgedrängt;
Konflikt begann sich erst mit Generationswechsel bei den Pfarrern der Pfarrgemeinden zu lösen; Junge Pfarrer brachten neues Leben in die Gemeinden;
Vorstellungen der „Katholischen Jungen Mannschaft“ von Erneuerung;
Katholikentage; Entstehung der Friedensbewegung; Zusammenkünfte mit Pax Christi;