Daten zum lebensgeschichtlichen Interview

Name des Interviewten: Rudi Wörl

Aufnahmedatum: 5. September 1996

geführt von: Wolf-Dieter-Krämer

Dauer: 184 Minuten

Speichermedium: mp3-Datei

Signatur: AdMAB, Slg. Zeitzeugen, Interview Rudi Wörl

Inhalt

Zur Person

Rudi Wörl, geboren am 6. Dezember 1927 in Nürnberg;
Oktober 1949 Heirat; 3 Kinder (geboren 1952, 1953, 1957);
Kaufmännische Berufsausbildung; Später Besuch der Journalistenschule;
Ab 1947 hauptamtlich für Gewerkschaften tätig;

Kindheit

Mutter bei Geburt Wörls erst 18 Jahre alt; Kontoristin; Vater war jüdischen Glaubens;
Wörl lebte zusammen mit Mutter bei Großeltern in Nürnberg;
Großvater hatte Abneigung gegen Nationalsozialisten; Nie Mitglieder der NSDAP oder anderer NS-Organisationen; Eisenbahnbeamter;
Großmutter versorgte Wörl, während Mutter der Erwerbstätigkeit nachging;

Vormundschaft durch Caritas-Verband; Caritas wusste vom jüdischen Vater, erkannte die daraus resultierenden Gefahren durch die Nationalsozialisten und half Wörl, unbeschadet das Dritte Reich zu überstehen;

8 Jahre Volksschule; Sehr gute Noten; Besuch einer weiterführenden Schule nicht möglich, da hierfür Abstammungsnachweis nötig gewesen wäre;

Guter Sportler; Als Kind sehr belesen;

Berufsausbildung

Kaufmännische Lehre bei Firma Gebrüder Franke in Nürnberg (metallverarbeitender Betrieb); Tätigkeit im Lohnbüro;
Herstellung von Rüstungsgütern durch den Betrieb; Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter; Unterstützung der Zwangsarbeiter durch Zivilarbeiter;

1943 als Freiwilliger zur Kriegsmarine; Januar 1945 als „unwürdig“ aus Wehrmacht entlassen; Rückkehr nach Nürnberg;

Unmittelbare Nachkriegszeit

Arbeit bei Firma Gebrüder Franke;

1946 Eintritt in Gewerkschaft in Nürnberg („Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund, Sektion Metall“);
Engagement in der gewerkschaftlichen Jugendarbeit in Nürnberg;

Arbeit beim DGB in München

Wunsch, Journalist zu werden; Bestehen der Aufnahmeprüfung an Journalistenschule in München;

1947 Umzug nach München;

Halbtagesstelle bei DGB-München als Volontär in Redaktion der Bayerischen Gewerkschaftszeitungunter Chefredakteur Wilhelm Endrulat;

Schulung im Reintaler Hof; Vorträge von hohen Funktionären der bayerischen Gewerkschaften; Bekanntschaften zu Münchner Gewerkschaftern;  

Besuch des Ausbildungskurses für Journalisten;
Bekanntschaft zu Theo Pirker, der an Journalistenschule als Dozent arbeitete;

Ausführungen zu wesentlichen Funktionären beim BGB/DGB-München;

Care-Pakete mit Lebensmitteln von Schweizer Gewerkschaften; Verteilen der Pakete an Bedürftige durch Ludwig Koch;

Bildung einer eingeschworenen Clique, bestehend aus Bertl Lörcher, Wörl u.a.; Gegenseitiges Vertrauensverhältnis; Gemeinsame (inoffizielle) Aktionen;

Antikommunismus innerhalb der Gewerkschaften seit den späten 1940er Jahren;

1949 Einstellen der Gewerkschaftszeitung; Vorhaben des Vorstandes des DGB-Bayern, Wörl nach Köln zur Redaktion der Wochenzeitung Welt der Arbeit zu versetzen; Wörls schlug dies aus;
Tätigkeit Wörls in München als verantwortlicher Redakteur für Landesbeilage Bayern der Welt der Arbeit;

Innergewerkschaftliche Auseinandersetzung zur Frage der Remilitarisierung:
Kontroverse um Erklärung des Mitglieds des DGB-Bundesvorstands vom Hoff zur Problematik der Wiederbewaffnung (Kritik an Aussage, auf Bundeswehr könne ebenso wenig wie auf Feuerwehr verzichtet werden);
1952 außerordentliche Landeskonferenz des DGB-Landesbezirks Bayern zur Frage der Remilitarisierung;
Anwesenheit Fettes sowie vom Hoffs vom DGB-Bundesvorstand;
Erwin Essl, Bezirksleiter der IG-Metall Bayerns, hielt Vortrag gegen Remilitarisierung; Dieser war von Wörl und Pirker erarbeitet worden;
Beitrags Wörls in Diskussion endete mit einer Rüge;

Private/außergewerkschaftliche Kontakte Wörls in München zu Journalisten und Schriftstellern (Gruppe 47; Club der republikanischen Publizisten);

Entstehung der Anti-Atom-Bewegung in München: Büro befand sich im Gewerkschaftshaus;
Wesentliche Initiatoren: Siggi Bußjäger; Hans-Werner Richter; Theo Pirker; Wörl;
Zahlreiche prominente Künstler, Schauspieler usw. schlossen sich der Bewegung an;
Kontakte zur internationalen Anti-Atom-Bewegung;
SPD entfernte sich nach und nach von Bewegung;
Nach anfänglicher Unterstützung verhielten sich auch Gewerkschaften gegenüber Anti-Atom-Bewegung zusehends passiver;

Metallarbeiterstreik; Wörl wurde damals freigestellt, um zusammen mit Kuno Brandl (Chefredakteur der Zeitung Metall) Streikzeitung der IG-Metall zu machen;

Organisationsstruktur des BGB mit gemeinsamer Kassen- und Geschäftsführung; Kritik, dass diese Struktur bei Gründung des DGB nicht übernommen wurde;

Diskussion der Akademisierung der Gewerkschaften;

Diskussion der Häufung von Ämtern bei Gewerkschaftsfunktionären;

Einstellen der Landesbeilage der Welt der Arbeit; Wörl war somit beim DGB-München ohne Tätigkeit;

1958 Wechsel zur ÖTV nach Stuttgart; Tätigkeit in Pressestelle;