Gewerkschaftlicher Austausch zwischen dem
DGB-Landesbezirk Bayern und der israelischen Histadrut Region Negev/Beer Sheva
Eine Ausstellung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung
Arbeitsgruppe „Freundliche Grüße und Shalom!“: Dr. des Felix Bellaire, Dipl-Soz.. Ursula Brunner, Dr. Elisabeth Jüngling, Dr. Michael Kühn, Birgit Mühldorfer, Steffen Müller, M.A., Alexandrs Roeckel, M.A., Hanna Schoeneich-Graf
Mit freundlicher Unterstützung von: DGB Bayern, Kulturreferat der LH München, BR TelePool
Die Ausstellung ist auch als Broschüre erhältlich, bei uns in der Archiv Geschäftsstelle oder kann online bestellt werden https://arbeiterarchiv.de/bestellung/
Zur Ausstellung:
Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel sind heute ein in Politik und Öffentlichkeit unangefochtener Bestandteil deutscher Außenpolitik. Ihrer Pflege gilt die besondere Aufmerksamkeit. Wenig erinnert noch daran, dass ein Mosaik aus vielfältigen staatlichen, gesellschaftlichen und privaten Aktivitäten den Weg bis zur offiziellen Aufnahme am 12. Mai 1965 und der Vertiefung und Verankerung dieser Beziehungen im Bewusstsein unseres Gemeinwesens ebnete.
Die deutschen Gewerkschaften in ihren zentralen und regionalen Gliederungen waren dabei ein solcher Mosaikstein. Ihre Initiativen trugen entscheidend zum Aufbau von Vertrauen und gegenseitigem Verständnis bei. So erneuerten sie bald nach Kriegsende die Kontakte zu namhaften jüdischen Gewerkschaftskollegen aus der Zeit vor 1933, die sich vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ins Exil hatten retten können. Zwei Beispiele seien genannt: Ludwig Rosenberg, der aus England zurückkehrte, und Fritz Naphtali, der nach seiner Flucht nach Palästina die Gewerkschaftsbewegung dort und im jungen Staat Israel entscheidend prägte. Zudem unterstützten die Gewerkschaften schon früh Aktionen, etwa eine Unterschriftenkampagne zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1964.
Bereits 1975 schloss der Deutsche Gewerkschaftsbund ein Partnerschaftsabkommen mit der Zentrale der israelischen Gewerkschaft Histadrut. 1978 folgte u.a. der Landesbezirk Bayern. Sein Partner war die Histadrut Beer Sheva (heute: Histadrut Bezirk Negev).
In den intensiv vorbereiteten gegenseitigen Besuchen bayerischer und Münchner GewerkschafterInnen in Israel und ihrer israelischen KollegInnen in Bayern in den folgenden Jahren entwickelte sich ein tiefes Verständnis für die durch die Verbrechen der NS-Zeit entstandenen Belastungen und Vorbehalte. In persönlichen Begegnungen und Gesprächen wollte man die Grundlage für neue und vertrauensvolle Beziehungen schaffen.
Die Reisen in das jeweilige Partnerland ermöglichten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen direkten Einblick in den Alltag der Menschen, was keine touristische Reise je vermocht hätte. Bekanntschaften und Freundschaften entwickelten sich durch die Besuche.
All das wurde dokumentiert in Briefwechseln und offiziellen Berichten, in Fotosammlungen und Andenken. Fernsehreportagen über Betriebsbesichtigungen in israelischen und deutschen Unternehmen und die dabei abgegebenen Stellungnahmen verdeutlichen die ernsthaften Diskussionen über gewerkschaftliche Strategien in beiden Ländern zum Wohle der Arbeitnehmer. Der Gedankenaustausch über zukünftige Entwicklungen und Probleme in einer globalisierten Arbeitswelt und die Herausforderungen zu ihrer Bewältigung sind von beeindruckender Aktualität.