Türkische Kolleginnen und Kollegen
50 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei

Eine Fotoausstellung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung



Das Anwerbeabkommen von 1961 eröffnete bis 1973 die Zuwanderung von über einer Million türkischer Arbeiter und Arbeiterinnen nach Deutschland. Sie sollten fast ausschließlich zu Hilfs- und Anwerbetätigkeiten eingesetzt werden und als „Gastarbeiter“ nach Ablauf ihres einjährigen Vertrages wieder in die Heimat zurückkehren. Es kam anders.

Nur ein Teil der Angeworbenen kehrte vorher oder nach dem Jahr zurück. Die meisten blieben Jahre und viele ganz. Dies trotz der besonders in der Anfangsphase oft miserablen Arbeits- und Wohnbedingungen. Die türkischen Arbeitsmigranten haben das Alltagsleben in der Bundesrepublik spürbar verändert. Türkische Döner-Imbisse, Obst- und Gemüseläden, Lebensmittelgeschäfte etc. finden sich selbst in kleinen Orten, und sie sind deutlich sichtbare Zeichen türkischer Anwesenheit im Alltag – frequentiert von Deutschen wie von Türken.

Weniger in der Öffentlichkeit sichtbar waren die neuen Arbeitskräfte als Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben. Viele wurden Mitglieder der Gewerkschaften und bei Warnstreiks und Arbeitskämpfen zeigten sie sich besonders kämpferisch.

Aber deutscher und türkischer Lebensalltag blieben weitgehend getrennt. Für die deutsche Seite stießen die Lebensbedingungen der Zuwanderer und ihr Privatleben kaum auf Interesse und waren damit kaum wahrnehmbar. Persönliche Kontakte blieben selten.

Die Ausstellung eröffnet den Blick auf die Eigenwahrnehmung der türkischen Arbeitsmigranten und den deutschen Blick. Vier in München lebende türkische Zuwanderer haben ihre privaten Fotoalben geöffnet, die Bilder zeigen ihre Arbeits- und Lebenswelten.

Fotos von gewerkschaftlichen Aktionen wie der 1. Mai-Kundgebung, von Arbeitskämpfen und Solidaritätsveranstaltungen, aufgenommen von Berufsfotografen zeigen, wie die türkischen Arbeitskolleginnen und –kollegen ab den 1970er Jahren langsam in den Blick geraten.

Die Ausstellung versucht, eine Brücke zu schlagen.

Zeitzeug_innen Ender Beyhan-Bilgin
Makbule Kurnaz
Ethem Kocer
Tülay Zapata
Dank Zeki Genç / Bayer. Institut für Migration
Fotos und Dokumente Aus dem Besitz der Zeitzeug_innen und des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung
Idee und Ausführung Ludwig und Christina Eiber