Am kommenden Freitag, 30. Juni 2023, 19 Uhr, ist es soweit. Im Haus der Kunst wird die Ausstellung „Archives in Residence: Archiv 451. Trikont Verlag“, an der sich auch das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. beteiligt hat, eröffnet.

Eröffnung:
30. Juni 2023, 19 Uhr

Ort:
Archiv Galerie im Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1, 80538 München

Begrüßung:
Andrea Lissoni, Künstlerischer Direktor Haus der Kunst
Sabine Brantl, Leitung Archiv Haus der Kunst

Gespräch/Talk:
Aufbruch, Autonomie, Archiv

mit
Eva Mair-Holmes, Trikont
Werner Steigemann, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V.
Kalle Laar, Klangkünstler
Moderation: Sabine Brantl

Zur Ausstellung

Die Ausstellungsreihe „Archives in Residence“ in der Archiv Galerie des Haus der Kunst rückt autonome Archive als alternative Orte der Wissensproduktion in den Fokus. 2023 wird die Reihe mit Zeugnissen des subkulturellen Aufbruchs und antiautoritärer Protestbewegungen mit dem „Archiv 451 / Trikont Verlag“ fortgesetzt.

Beim Trikont Verlag handelt es sich um einen der ersten autonomen Verlagsbetriebe der Bundesrepublik. 1967 in Köln gegründet und seit 1968 in München aktiv, öffnete sich Trikont alternativen Sichtweisen und regte neue soziale und ökologische Bewegungen an. Der Verlag benannte sich ganz bewusst nach der Trikontinentalen Konferenz, auf der 1966 in Havanna Strategien gegen die Benachteiligung der sogenannten Dritten Welt entwickelt wurden. Im Trikont Verlag erschienen vor allem deutsch­sprachige Publikationen und Übersetzungen zur europäischen und regionalen Arbeiterbewegung, zu Dekolonialisierung und Antifaschismus, zu alternativen Lebens­formen und radikalen Gesellschaftsveränderungen. Unter den ersten und erfolgreichsten Veröffentlichungen des Verlags finden sich die Mao Bibel und Che Guevaras Bolivianisches Tagebuch, das insgesamt elf Auflagen durchlief. So entwickelte sich Trikont auch zum Ausgangspunkt des Verlags Frauenoffensive (1975), des ersten autonomen feministischen Verlags in der BRD.

Trikont entdeckte schon früh die verbindende Kraft der Musik. 1972 wurde mit der Produktion von Schallplatten unter dem Namen TRIKONT – Unsere Stimme begonnen, aus der später der Trikont Musikverlag hervorging, der heute das älteste deutsche Independent-Label ist.
Zu den ersten Schallplatten des Trikont Musikverlags zählt Arbeitersache München – Wir befreien uns selbst, welche Protest- und Kampflieder der „Arbeitersache München“ enthält, der die Mitglieder des Trikont-Verlagskollektivs angehörten. Eine weitere frühe Veröffentlichung ist die Platte Keine Macht für Niemand, das wohl bekannteste Album von Ton Steine Scherben. 1980 trennten sich schließlich Buchverlag und Plattenlabel. Nachdem 1986 der Buchverlag Konkurs anmeldete, baute die ehemalige Lektorin Christine Dombrowsky aus den verbliebenen Publikationen und Materialien das Archiv 451 auf, dessen Name eine Anspielung auf den Truffaut Film „Fahrenheit 451“ ist. 2010, kurz vor ihrem Tod, fiel der Entschluss, ihr Archiv an das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung e.V. zu überführen.

Die Ausstellung versammelt Dokumente aus dem Archiv 451 im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung und dem Archivbestand von Trikont – Unsere Stimme. Einen Schwerpunkt bilden Verlagspublikationen und Schallplatten sowie Plakate, Fotografien und Filmmaterial. In der vielstimmig angelegten Ausstellung finden sich neben Musikstücken auch O-Töne von Akteur*innen, Wegbegleiter*innen und Künstler*innen.
Diese persönlichen Zeitzeugnisse werden inhaltlich und räumlich mit den Exponaten zusammengeführt, und bilden den Soundtrack der Trikont Geschichten.

Die Ausstellung ist bis 18. Februar 2024 in der Archiv Galerie im Haus der Kunst zu sehen.


Die Arbeit des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung e.V. wird gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bezirk Oberbayern.

Ausstellungseröffnung: „Archives in Residence. Archiv 451. Trikont Verlag“